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1. Unser Heer - S. 79

1903 - Leipzig : Dürr
79 Den Meister will ich loben treu, des Deutschen Reiches Schmied, die Schmiedgesellen auch dabei als Dank in Spruch und Lied. Die Liebe leihet Zauberkraft aus dunkler Nacht das Licht sie schasst! Die Lieb' zum Vaterlande halt' uns in ew'ger Haft! E. Echwetschke. 5b. Erinnerung an 1870/71. Als Kaiser Wilhelm I. nach dem Kriege 1870/71 für einige Wochen zur Erholung nach den Strapazen des Feldzuges in Wiesbaden seinen Aufenthalt nahm, gelangte an dem Abend, an dem er zum ersten Male das Theater besuchte, Lortzings „Waffenschmied" zur Aufführung. Gustav Siehr, der die Titelrolle sang, fügte dem bekannten Liede des Waffen- schmiedes zwei von einem Freunde verfaßte Strophen bei, deren erste folgendermaßen lautete: „Nicht nur, daß ich Waffen geschmiedet mit Fleiß, ich wußt' auch zu führen mein Schwert. Der Tage gedenk' ich noch gerne als Greis, da die Hand sich zum Kriege bewehrt. Wie kämpften wir mutig da Mann an Mann, und ein Heldenkaiser zog uns voran hinaus in den heiligen Streit, das war eine köstliche Zeit!" Schon diese Strophe wurde von dem Publikum, das alle Räume des Haitses füllte, mit jubelnder Zustimmung aufgenommen; als dann aber die zweite Strophe in die Verse ausklang: „Heil unserm Kaiser, dem Sieger im Feld, der Deutschland geeint und befreit: Das war eine köstliche Zeit!" hörte man die letzten Worte trotz der mächtigen Stimme des Sängers nicht mehr: ein Sturm von Begeisterung ging durch das Haus, man sprang von den Sitzen empor, die Damen wehten mit ihren Taschen- tüchern und Schleiern nach der kaiserlichen Loge hin und von allen Lippen kam der Ruf: „Heil unserm Kaiser!" Dem Kaiser, der fort- während nach allen Seiten hin dankte, traten die Tränen in die Augen und er konnte nur immer die Worte wiederholen: „Das ist zu viel! Das ist zu viel!" Am anderen Tage ließ der Monarch, der diesen Abend wohl zu den schönsten seines reichen Lebens rechnete, deni Sänger seinen Tank anssprechen. Monatsschrift für deutsche Beamte. 1896.

2. Unser Heer - S. 126

1903 - Leipzig : Dürr
126 Knaben. — sagte jemand hinter uns. — wir drehten uns um, es war eiu Greis, der im Knopfloch das himmelblaue Bändchen des Krimfeldzuges trug: ein pensionierter Offizier. — Brav, sagte er, — ihr habt euch wacker benommen. — Indessen bog die Negiments- musik am Gnde des pllatzes um die Tcke, umgeben von einem Schwarm Knaben und ihr fröhliches jauchzen begleitete wie eiu Kriegsgefaug den Klang der Trommeln. — Brav, — wiederholte der alte Offizier, indem er uns betrachtete; — wer die Lahne von klein an achtet, wird sie, wenn er groß geworden, auch zu verteidigen wissen. Amicis, Herz, Ein Buch für die Jugend, Basel 1894. Viii. 3m Manöver. Krieg im Frieden. 1. Was in winterlicher Stille, in der Reitbahn und im Exerzier- schuppen in eiserner Pflichterfüllung anerzogen, im Frühjahr und Sommer auf den großen Plätzen fortgesetzt ist, wo immer größere Menschenmassen von einem Gedanken, einem Winke geleitet werden, wie eine immer größer anschwellende Lawine — jetzt soll es seine Früchte tragen, wie die Bäume da draußen, an denen wir vorbeistreifen, und die Felder, auf denen wir lagern werden. Und die Lawine wird immer weiter rollen; von Woche zu Woche werden die Truppenmassen, die einem Willen gehorchen lernten, anwachsen, werden alte Schranken zerbrochen, alte Hindernisse übersprungen und höhere, vielseitigere werden an ihren Platz treten, bis die ganze Ernte eingetragen ist und der Winter seine schützenden Hüllen von neuem ausbreitet. Unruhiges Leben herrscht auf den Straßen. Schwere Geschütze rasseln dröhnend über das Pflaster der Dorfgassen, von Hunden um- blafft; am Wegrain stehen die Schulkinder mit ihren Büchern und Tafeln und lugen aus braunen Gesichtern neugierig zu, während zischende, langhälsige Gänse den vorbeiziehenden Infanteriekolonnen durch den Staub nachlaufen, um den Marschierenden in die Stiefelhosen zu beißen. Überall ein Blinken und Blitzen von Pickelhauben im Morgennebel, ein Klappern von Kochgeschirren und Klirren von Waffen. Kleine Reitertrupps fegen in lustigem Morgengalopp über den Sommerweg neben der Straße, wo kein Staub anfwölkt. Oft auch verirrt sich der Huf absichtlich vom grasigen Wegrain und versinkt in den taufrischen Wiesenstreifen neben der Straße. Dann wieder geht es im Schritt auf

3. Unser Heer - S. 129

1903 - Leipzig : Dürr
129 hervorbrechend. Man sieht beide Reitermassen plötzlich stutzen und wie Magnete einander anziehen, während das Fußvolk Zeit hat, sich zu bajonettstarrenden Vierecken zusammenzurotten. Die Reiter schwenken plötzlich staffelartig ab — ein Trompetensignal hallt nach — schwenken wieder ein, ziehen sich fächerartig auseinander und suchen einander die Flanke abzugewinnen. Hindernisse brechen die Fronten; tiefer Boden hält ganze Züge wie ans Leimruten zurück; über Hindernisse branden die Linien gleichmäßig hinfort, wie anrollende Meereswellen, nur einzelne stürzende Pferde zurücklassend. Wie weißlicher Gischt kräuseln sich die flatternden Lanzenflaggen; einzelne Reiter jagen weit vor die Fronten mit aufblitzenden Säbeln, an deren Spitze alle Blicke hängen. Der Sprung wird länger; Signale schmettern, und Reihe auf Reihe stürzt aufeinander los, um sich alsbald zu verworrenem Knäuel aufzulösen. Der Feind muß zurück. Er hat seine Bewegungen im Feuer der gegnerischen Infanterie machen müssen, derselben, die unsere Reiter gedeckt hat. Verfolgungs- und Rückzugssignale — ein großes Feld von jagenden Reitern und wieder zusammengezogenen Trupps. Der Blick wendet sich unwillkürlich nach dem linken Fliigel. Dort steht es weit schlimmer. Der Feind ist aus seinem Wespennest auf- gescheucht und selbst zum Osfensivstoß vorgegangen. Er hat unser Fuß- volk in die Wiesen im Grunde zurückgeworfen; die eigene dezimierte Artillerie hat ihm kein Halt gebieten können. Langsam fluten die Schwärme die vergebens erklommenen Hänge wieder hinab; die Geschütze traben kleinlaut zurück, und die starke, am linken Flügel in Reserve gehaltene Kavallerie muß sich für das zurückweichende Fußvolk aufopfern. Aus den langen Schützenlinien fädeln sich schwarze Kolonnen ein, die teils wieder Front machen müssen, um den nachdrängenden Gegner abzuweisen, und allmählich zieht sich „West" auf die hinter ihm liegenden Höhen zurück, um sich dort zu verschanzen. So wechselt das Kriegsglück, und der heute frohgemut zum Angriff blies, muß sich morgen in der Defen- sive behaupten. Wenn Tote dalägen, zertrümmerte Wagen emporstarrten und brennende Dörfer wie riesige Siegesfackeln leuchteten, so sähe das Bild für das Auge des Laien ganz kriegsmäßig aus. Rur der Eingeweihte erkennt all die verschobenen Friedensbilder, die Rücksichten auf schonungs- bedürftiges Ackerland und dergleichen mehr. Als das Signal „Das Ganze Halt" erschallt und von beiden Seiten die Reiter zur Kritik eilen, wie zu nachträglichem Friedensschluß, da merkt auch der Laie den Unterschied. Auf einer weit ins Land schauenden Anhöhe haben sich die Be- rittenen um den Leiter der Übung geschart, der dem einen sein Todes- urteil diktiert und den Stern auf der Brust und den Achselstücken des anderen erglänzen läßt. Das ist wieder wie im Kriege. Dort besorgend Llohlrabe. Deutschland von heute. Ii. 9

4. Unser Heer - S. 85

1903 - Leipzig : Dürr
85 ii der Österreicher getan, was in unserer Macht stand. Sie wurden besser gepflegt als die nnserigen.' ... Die Königin äußerte sich: ,Jch war von Ihrer Schrift so bewegt, daß ich sie dem Könige zu lesen gab. Der König gab mir das Buch, nachdem er es ganz gelesen hatte, zurück mit den Worten: Wir müssen dafür sorgen, daß das Werk zustande kommt! Wir beide, der König und ich, haben alle Ihre Anstrengungen mit der lebhaftesten Teilnahme verfolgt. Sie sehen also, daß ich bei Ihrem Werk gewissermaßen Pate gestanden bin.'" Über den nachmaligen Kaiser Friedrich bemerkt Dünant: „Der Kronprinz, groß, aufrecht und majestätisch, wie einer der edelsten Paladine des Mittelalters, aber voll einfacher Herzlichkeit, kam ans mich zu, indem er der Königin mit heiterer Miene, aus welcher sein offenherziges Wohlwollen strahlte, antwortete: ,Herr Dünant und ich sind schon alte Bekannte,' drückte mir die Hand und hieß mich herzlich willkommen." ... „Der Großherzog von Weimar, ein Bruder der Königin und der Prinzessin Karl, drückte seine ganze Teilnahme an dem internationalen Werke aus, indem er herzlich hinzufügte: ,Jch kann Ihnen sagen, daß Sie eine der Personen sind, deren Bekanntschaft zu machen ich am meisten in meinem Leben gewünscht habe'. Alsdann wurde ich der Prinzessin Friedrich Karl, sowie anderen Mitgliedern der königlichen Familie vor- gestellt, welche die Güte hatten, mir ihr Wohlwollen zu bezeugen." Unseres Kaisers gedenkt Dünant an der gleichen Stelle mit folgenden Worten: „Im April 1896, beim Besuch des deutschen Kaiserpaares in Venedig, wo es vom König und der Königin von Italien so herzlich empfangen wurde, wurde dem „Roten Kreuz" eine bemerkenswerte Huldigung erwiesen. Am Sonntag, dem 12. April, ließ der junge und edle Monarch während des an Bord der „Hohenzollern" stattfindenden Gottesdienstes das weiße Banner des Roten Kreuzes über der deutschen Nationalflagge am Hinteren Flaggenmast der majestätischen schneeweißen Kaiserjacht hissen. Kaiser Wilhelm I. und die Kaiserin Augusta wären glücklich über dieses Zeugnis gewesen, welches ihr erhabener Enkel damit einem Werke des Friedens, der Menschlichkeit, der Nächstenliebe, des allgemeinen Wohlwollens ansstellte, dessen Gelingen beiden so sehr am Herzen lag. Der deutsche Kaiser zeigte damit, daß die internationale Brüderlichkeit in der Nächstenliebe etwas Edles und für ihn etwas Wirkliches ist: er zeigte sich wahrhaft als einen Jünger des Friedens- sürsten." R. Müller, Die Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes und der Genfer Konvention. Stuttgart 1897. t

5. Unser Heer - S. 139

1903 - Leipzig : Dürr
139 Zusatz. vor J50 Zähren. Von der Soldatenbehandlung im zweiten Jahrzehnt der Regierung Friedrichs des Großen zeichnet Ulrich Bracker in seiner Lebensbeschreibung das folgende Bild: „Die erste Woche hatt' ich noch Vakanz, ging in Berlin herum auf alle Exerzierplätze, sah, wie die Offiziere ihre Soldaten musterten und prügelten, daß mir schon zum voraus der Angstschweiß von der Stirn troff... Die zweite Woche mußt' ich mich fchott alle Tage auf dem Paradeplatze stellen. Da sollt ich vor allen Dingen unter einem mürrischen Korporal marschieren lernen. Den Kerl möcht ich vor den Tod nicht vertragen; wenn er mich gar aus die Füße klopfte, schoß mir das Blut in den Gipfel. . . . Bald alle Wochen hörten wir Geschichten von eingebrachten Deserteurs. ... Da mußten wir zusehen, wie man sic durch 200 Mann, achtmal die lange Gasse auf und ab Spießruten lausen ließ, bis sie atemlos hinsanken — und des folgenden Tages aufs neue dran mußten; die Kleider ihnen vom zerhackten Rücken herunter gerissen, und wieder frisch drauf los gehauen wurde, bis Fetzen geronnenen Blutes ihnen über die Hosen herabhingen. Dann sahen mein Landsmann und ich zitternd einander an, und flüsterten einander in die Ohren: „Die verdammten Barbaren". Was hiernächst auch auf dem Exerzierplatz vorging, gab uns zu ähnlichen Betrachtungen Anlaß. Auch da war des Fluchens und Karbatschens von prügelsüchtigen Junkerns und Hinwider des Lamentierens der Geprügelten kein Ende. Wir selber zwar waren immer von den ersten auf der Stelle und tummelten uns wacker. Aber es tat uns nicht minder in der Seele weh, andere uni jeder Kleinigkeit willen so unbarm- herzig behandelt und uns selber so kujoniert zu sehen . . . und das alles auf Geheiß eines Offiziers, der mit einem furiosen Gesicht und auf- gehobenen Stock vor uns stand und alle Augenblicke wie unter Kohlköpfe dreinzuhauen drohte. Bei einem solchen Traktament mußte auch der starknervigste Kerl halb lahm, und der geduldigste rasend werden." 4. Lied des Reservemanns. as blinkt so freundlich in der Ferne? das liebe, teure Vaterhaus! Och war Soldat und war's auch gerne, doch jetzt ist meine Dienstzeit aus. Drum Brüder stoßt die Gläser an, es lebe der Reservemann, der treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein Lebehoch geweiht!

6. Unser Heer - S. 97

1903 - Leipzig : Dürr
97 Emil Hundrieser in Charlottenburg entworfen und in Kupfer ausgeführt, das einen gewaltigen Eindruck macht. Alle Künstelei ist glücklicherweise daran vermieden: das ist der Kaiser, wie er war und wie seine alten Krieger ihn im Geiste noch vor Augen haben, derselbe Kaiser und Held, der sie einst von Sieg zu Sieg führte, der, jahrhundertealte Schmach rächend, den Erbfeind zu Boden schlug und endlich wieder die alten, uns ehemals geraubten Lande dem neuen Deutschen Reiche zurückgab. 4. Fünf Jahre dauerte die Arbeit; am 18. Juni 1896 konnte der stolze Bau in Gegenwart des Kaisers, der Bundesfürsten oder deren Vertreter, im Angesicht von 30000 aus allen deutschen Gauen herbei- geströmten Kriegern eingeweiht werden. Schon am frühen Morgen, als noch weiße Nebelwolken den Fuß des Denkmalsberges verhüllten, herrschte rings um den Kyffhäuser das regste Treiben. Das ganze Land war meilenweit in einen einzigen Festplatz verwandelt. Langsam füllte sich in den Vormittagsstunden der Platz um das Denkmal, der etwa 5000 Personen zu fassen vermag, mit den zur Feier geladenen Ehrengästen, darunter etwa 400 Trägern von Vereinsfahnen. Dem Denkmal gegen- über war das prachtvolle Kaiserzelt errichtet. Auf der Bergstraße bis tief unten im Tal bildeten Tausende und Abertausende von Kriegern Spalier. Nach 11 Uhr begann die Auffahrt der Bundesfürsten und der mit ihnen erschienenen Fürstinnen und kurz nach 12 Uhr verkündeten brausende Hochrufe das Nahen des kaiserlichen Wagens von der Station Roßla her. Nach der Begrüßung des Kaisers und der Bundesfürsten durch den Vorsitzenden des Denkmalsausschusses, General v. Spitz, gab der Kaiser den Befehl zum Beginn der Feier. Der Schriftführer des Denkmalsausschnsses, Prof. Dr. Westphal, hielt hierauf die Festrede, in welcher er der patriotischen Gesinnung der Kriegerverbände, die zur Zeit anderthalb Millionen treuer deutscher Männer vereinen, beredten Ausdruck verlieh. Er gelobte im Namen der Kriegervereine dem Kaiser und den Bundesfürsten unverbrüchliche Treue und schloß, indem er von dem Denkmal auf die versammelten deutschen Krieger deutete, die Rede mit den Worten: „Fest wie die Schrift hier oben in den Stein, ist in ihre Herzen der Wahlspruch eingegraben: Für Kaiser und Reich!" In kurzen aber inhaltreichen Worten gab darauf der Kaiser die Antwort. Vor allem wies er auf die hohe edle Aufgabe des Denkmals hin. „Den kommenden Geschlechtern soll es ein Mahnzeichen sein, einig und treu zu bleiben in der Hingebung an Kaiser und Reich; festzuhalten an dem, was das Vaterland groß gemacht hat; Deutschlands Ehre und Wohlfahrt höher zu stellen als alles irdische Gut." Mit donnerndem Hurra wurden von den Tausenden die kaiserlichen Worte aufgenommen, von Berg zu Tal pflanzte sich der Ruf fort und klang noch aus der weiten Ferne herüber, als Fürst Günther von Schwarzbnrg-Rudolstadt in markigen Worten das Hoch aus den Kaiser ausbrachte. Wohlrabe. Deutschland von heute. Ii. 7

7. Unser Heer - S. 100

1903 - Leipzig : Dürr
100 legt, da an diesem Tage in den ganzen Reichslanden Mariä Himmel- fahrt als hoher Festtag gehalten wird, und findet bei und in der Schlucht zwischen Gravelotte und dem Pachthof St. Hubert statt, dort, wo für die deutschen Truppen die schwersten Stunden des Schlacht- tages schlugen, als Infanterie, Reiterei und Artillerie in fürchterlicher Enge zusannnengedrängt, unter dem Hagel feindlicher Geschosse, Schritt für Schritt teuer erkaufen mußten. Metz ist an patriotische Feiern ge- wöhnt; alljährlich wohl wird ein neues Denkmal auf dem weiten Felde zwischen Gravelotte, St. Privat, Vionville und Mars-la-Tour eingeweiht, in der neuesten Zeit mit mehr Geschmack in der Formen- gebnng der im allgemeinen etwas eintönig wirkenden Monumente. Der Tag des 15. August bildet die Hauptfeier und soll den Altdeutschen auch das Sedanfest ersetzen; leider artet er seit einiger Zeit mehr in ein kirmesartiges Volksfest aus. Nicht wenig mag dazu beitragen, daß die obersten Zivil- und Militärbehörden sich nur durch Abordnungen beteiligen; Offiziere fehlen fast gänzlich. Es wäre sehr bedauerlich, wenn das deutsche Fest in der nächsten Zeit in den Hintergrund treten sollte; ist es doch eine der wenigen Möglichkeiten, da alle die vielen aus Nord, Süd, Ost und West in Lothringen zugewanderten Stämme sich als ein deutsches Volk fühlen können. Sehr verdienstvoll ist die Tätigkeit der Metzer Vereinigung zur Schmückung der Kriegergräber, die dafür sorgt, daß auch keins der Tausende von Gräbern, Freund wie Feind, ohne Ehrenkranz bleibt am großen Erinnerungstage. 2. Viel buntfarbiger ist das Bild jenseits der Grenze auf fran- zösischem Boden; dort wird der Jahrestag der Schlacht von Mars- la-Tour in diesem Orte selbst gefeiert. Der katholische Priester von Mars-la-Tour, Abbö Faller, ist seit einigen Jahren unermüdet tätig, seine Kirche mit Erinnerungen an die Schlacht zu schmücken; sie ist ganz dem Gedächtnis des 16. August 1870 geweiht. Blau-weiß-rot sind die Hauptfarben der Fenster, deren Glasmalerei französische Uniformen und Embleme zeigt, am Hochaltar stellt ein farbiges Relief einen französischen Infanteristen dar. bei dem ein Feldalmosenier kniet, alle Wände sind bedeckt mit Marmortafeln, die in goldener Schrift die Namen der Ge- fallenen aufweisen. Dort findet am Gedächtnistag eine feierliche Trauer- messe statt vor einem Katafalk, behängen mit Uniformstücken und mit Decken, auf die silberne Tränen gestickt sind. In feierlichem Zuge gehen die Abordnungen patriotischer Vereine von der Mairie ans in die Kirche, allen voran eine Elsässerin und Lothringerin in der Nationaltracht, die Fahnen sind umflort, Militärmusik spielt einen Trauermarsch. Nach der Absolution sammeln die Repräsentantinnen der verlorenen Pro- vinzen in der Kirche und draußen auf der Straße, jede von einem Unteroffizier am Arme geführt, Gaben für Seelenmessen für die Ge- fallenen. Dann geht es in ebenso feierlicher Weise durch den ganzen lang-

8. Unser Heer - S. 141

1903 - Leipzig : Dürr
141 X. Soldat und Soldateuleben in Sprichwort und Spruch. Aussprüche über Leer, Krieg, Frieden. Lin Pelm macht noch keinen Arieger. Ls ist nicht jeder ein Loldat, der einen Läbel in der pand hat. Den Arieger macht nicht der put, sondern der Rlut. Den Loldaten nracht nicht der Anzug, sondern der Feldzug. Lin tapfrer Arieger rühmt sich nicht, was er im Feld hat ausgerichtet. Loldaten sind des Feindes Trutz, des Landes Lchutz. Wie der Loldat, so das Gefecht. Wie der Oberst, so der Reiter; wie der Leutnant, so Gefreiter. Freudiger Pauptmann macht freudige Ariegsleute. Ls gehört mehr zu einem Ariegsheer, als ein Kaufen Loldaten. Lin Peer ohne Geld, hält nicht lange im Feld. Lin Peer ohne Paupt ist bald zerstäubt. Ls kann nicht jeder Pauptmann sein. Gut geführte Arieger werden Lieger. Aurzes Aommaudo wirkt mehr als lauge predigt. Viele Feldherrn verlieren die Lchlacht. Lin guter Feldherr ist so gut als eine halbe Armee. Ls gehört mehr zur Reiterei als zwei Lchenkel über ein Pferd schlagen. „Ls ist gewiß, daß von zwei Schützen, die an Auge und paud gleich begabt sind, der, welcher ans Nachdenken gewöhnt ist, Meister- werden wird." Gottfried Keller, Das Fähnlein der sieben Aufrechte».

9. Unser Heer - S. 107

1903 - Leipzig : Dürr
107 Raumes öffnet sich, und der Stubenälteste meldet nach dem Riffe: „An die Betten!" — dem wachhabenden Unteroffizier: „Alle zur Stelle!" Die oberen Betten werden hernntergehoben und nach kurzer Frist um- fängt der süße Schlummer die müden, sorgenfreien Söhne des Vater- landes. O. Splett. r. Am Morgen der großen Lrühjahrsparade» 1. Drei fchlägts auf der Kasernenuhr! — Langsam schleicht der Posten vor der Ulanenkaserne ans Fenster der Wachtstube und klopft dort mit der Säbelspitze an. „Köhler! Die Küchendragoner wecken," fährt der Wachthabende aus dem Schlafe. „Na fix, fix!" der Gerufene geht, um die Köche aus ihrem Schlafe zu wecken. Auch an der Unteroffizierstube klopft er an, und bald verkündet das Umwerfen eines Schemels, daß es drinnen munter wird. Wenige Minuten darauf steht der Futtermeister ans dem Korridor und im Drillichanzug, mit Holzpantoffeln an den Füßen, schleichen die Küchendragoner in ihr Reich. Schnell eilt der Futtermeister den Korridor entlang. Vor der Tür des Küchenunteroffiziers horcht er noch einen Moment. Da aber bei dem noch alles still ist, klopft er den Verschlafenen energisch heraus. — „Das ist Kameradschaft," wie er vor sich hinmurmelt. Mit wenigen Sätzen eilt er die Treppe hinunter und geht in den Stall. Kaum hat er die Tür geöffnet und raffelt mit den Schlüsseln, so tönt ihm Wiehern der Pferde untermischt von Kettengeklirr entgegen und zeugt, daß hier schon Leben herrscht. Die Stallwachen zünden die für die Nacht zum Teil ausgelöschten Lampen an, und unter dem Scharren und Schnauben der Pferde beginnt das Futterschütten. — 2. Dem Unteroffizier vom Dienst wird das frühe Aufstehen sehr sauer, aber es geht ihm heute wie den meisten anderen, alle haben eine mehr oder weniger unruhige Nacht gehabt; denn heute findet ja die große Frühjahrsparade statt. Der Sergeant steckt schnell den Kopf in die Waschschüssel, dann fährt er in die neuen Reithosen, zieht seine alten langen Stiefel an und schnallt über die Litewka das Bandelier. Säbel und Mütze vervollständigen den Dienstanzug. Von unten herauf schmettert der Trompeter frisch und langhallend die Reiterreveille. Als nach vergeblichem Warten des Sergeanten der Trompeter-Eleve das Signal in der Schwadron nicht weitergibt, eilt er auf dessen Stube und holt den noch schlummernden unsanft aus seinem Strohsack. Wie er geht und steht stürzt dieser eilig mit seinem Instrument ans den Korridor und bläst das Signal nach. Gleich daran anschließend ertönt das Signal zum „Kafieeholen" für die Eskadron.

10. Unser Heer - S. 116

1903 - Leipzig : Dürr
116 Und dann erhob er die Stimme: „Man muß aufwachen, mein Lieber, und schnell, denn sonst werden wir Luch aufwecken und wie! Arrest und Wasser und Brot, Wasser und Brot und Arrest, immer abwechselnd, damit ihr Luch nicht langweilt, galtet es gut im Ge- dächtnis ! Und jetzt geht ins Zimmer auf Luren jdlatz, um Lure Sachen zu reinigen, marsch!" — Lr bekräftigte seinen Befehl, indem er den Arm ausstreckte und init dem Zeigefinger auf die Fenster des Schlaffaales deutete. — „Aber ich ..." „Still — schweigt!" — „Zch möchte ..." „Schweigt, sage ich Luch, wenn ihr mit Lurem Vorgesetzten sprecht, oder Zhr marschiert ins Gefängnis; sehet Zhr es dort?" — Und er entfernte sich brummend: — „O was für Leute! ® was für Leute! Armes Heer! Armes Ztalien!" „Herr Korporal!" . . . rief der Rekrut schüchtern. Der Korporal drehte sich um und wies wieder auf das Gefängnis, mit furchtbar drohenden Augen. „Zch möchte Sie etwas fragen." Der Ton war so respektvoll und unterwürfig, daß man nicht umhin konnte, ihn reden zu lassen. „was wollt Zhr?" „Zch möchte Sie fragen, ob nicht hier in diesem Regiment ein Offizier aus meiner Heimat ist, er muß hier sein, aber ich weiß nicht, ob er hier ist . . ." „Aus Lurer Heimat? wenn in Lurer Heimat alle von demselben Schlag sind, so möchte man doch wünschen, Zhr wäret der einzige im Regiment!" Und er ging achselzuckend weiter. „Welches Benehmen!" murmelte der Rekrut, traurig dem Ab- gehenden nachschauend. — „Und dennoch hat man mir gesagt, daß er hier ist..." fügte er hinzu und setzte sich wieder. — „Aber warum tun sie uns das an? warum behandeln sie uns so schlecht? was haben sie gegen uns? was sind wir? Sind wir Hunde? . . . Und dieses Leben soll man jahrelang führen? O das ist zu viel ... zu viel!" — Und er bedeckte das Gesicht mit seinen Händen und dachte an seine entfernten Lieben, „wenn sie mich in diesem Zustande sähen!" sagte er bei sich: „Die Ärmsten!" Lin mokantes Lachen im Hinter- gründe des Hofes schreckte ihn aus, er erhob die Augen und bemerkte drei Wachsoldaten, die ihn lächelnd und untereinander schwatzend be- trachteten. „O welch ein Dummkops!" fingen alle drei an. „Lr ist verliebt. — Lr denkt an seinen Schatz. Sieh nur, sieh,
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